Charaktervorstellung: Gale

Veröffentlicht am 5. September 2022 um 09:26

Da das vorherige Prequel (Band 4) nun Band 1 ist, lernen wir Gale zuerst als Jugendlichen kennen.

Als ich das Prequel schrieb, habe ich mich gefragt, ob er nicht zu erwachsen erscheint. Doch ich denke, wir lassen uns allzu oft durch sogenannte Young Adult / New Adult-Literatur und allgemein der Darstellung von Jugendlichen in der Öffentlichkeit täuschen. Wir haben „Naivität“ und „Unerfahrenheit“ im Sinn und können uns kaum vorstellen, dass Jugendliche auch vernünftig denken können. So, als ob man bis Mitte 20 nur dummes Zeug im Kopf hätte und grenzenlos naiv wäre und danach schlagartig erwachsen würde.

Manchmal ertappe auch ich mich dabei, erstaunt zu sein, wenn Jugendliche einen erwachsenen Satz von sich geben, um mir dann zu sagen, dass nichts daran seltsam ist, sondern eher dem Bild entspricht, das wir von der „heutigen Jugend“ haben. Wobei das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es ist eines jener Stereotype, mit denen wir aufwachsen.

 

Wenn ich überlege, wie ich mit 18 war, war ich nicht viel anders als heute. Ich bin ruhiger geworden, erfahrener, ich habe meine Meinung über das eine oder andere geändert, weil ich zwischendrin zu gewissen Erkenntnissen gelangt bin, ich gehe weniger Risiken ein, rege mich über weniger Dinge auf … (Oder nein, ich rege mich immer noch auf, ich stürze mich aber nicht mehr unbedingt ins Gemetzel.) Prinzipiell bin ich aber die gleiche Person. Ich war immer schon jemand, der tiefgreifend über alles nachgedacht hat, ich war immer schon „vernünftig“ (meistens zumindest), ich war auch schon immer unkonventionell und „anders“.

Entsprechend habe ich Gale auch nur unerfahrener gemacht. Bei seinem familiären Hintergrund sowie der Problematik mit Rassismus und Sodomie-Paragraf ist er jemand, der ständig gegen Barrieren stößt und automatisch dazu gezwungen ist, nachzudenken.

Dazu kommt sein ausgeprägter Atheismus. Das ist nicht wie bei uns, dass man offen darüber reden kann – ich konnte das sogar mit Pastoren diskutieren -, Gale lebt im Bibelgürtel. Er darf das, was er denkt, nicht mal denken. Erst recht nicht Mitte der 1980er, die in South Carolina viel konservativer waren als in Deutschland.

 

Er ist in diesem ersten Band somit auf der einen Seite frühreif, logisch, analytisch, oft sarkastisch und auf eine erschreckende Weise erwachsen, auf der anderen Seite ist er ein junger schwuler, ewig geiler Mann, der ständig Lust auf Sex hat und entsprechend auf so manch dumme Idee kommt. Er hat auch einen gewissen Hang zu Risiken, aus der Rolle zu fallen, Unbequemes zu sagen, für seine Grundsätze einzustehen oder einfach etwas auszuprobieren.

An diesen drei Dingen ändert sich letztlich nicht viel. Er wird erfahrener, was seine „erwachsene“ Seite vertieft, etwas ruhiger, aber er legt weder die Lust auf Sex noch den Hang zum Risiko jemals wirklich ab. Man sagt ja, dass Männer ab einem gewissen Alter nur noch wachsen, aber nicht unbedingt erwachsen werden. ^^

 

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