Nackt wie er war, rekelte Gale sich im Bett und ließ den gestrigen Tag Revue passieren. Es war eine Menge geschehen, dafür, dass sie gerade erst angekommen waren. Andererseits – hatte er erwartet, sich tagelang mit Steven über dessen Zeit in South Carolina auszutauschen? Sie sollten die Möglichkeit nutzen, um sich ein wenig kennenzulernen. Das konnten sie auch, während er Owen Mayer suchte. Oder dessen Leiche.
Die Hauptsache ist, dass Jesse bei mir ist, sagte Gale sich versonnen lächelnd, als sein Mann aus dem Bad kam, nur mit einem Handtuch um die Hüften. Ein anderes in der Hand, mit dem er sich das Haar trocknete.
Jesse hielt in der Bewegung inne. „Was?“
„Nichts. Es ist nur schön, dass du da bist.“
„Für dich ist das gleichbedeutend mit ‚ich liebe dich‘“, kommentierte Jesse in einem misstrauischen Ton. „Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung? Muss ich mir Sorgen machen?“
„Ja, es geht mir gut.“ So selten sagte er Jesse nun auch nicht, dass er ihn liebte. Wenn auch eher durch die Blume.
Jesse setzte sich neben ihn auf den Bettrand. „Worum geht es in dem Fall, den Patrick dir aufgedrängt hat? Abgesehen davon, dass ein junger Mann vermisst wird.“
„Aufgrund der Indizien vermuten sie, dass er in seinem Haus angegriffen und bewusstlos oder tot geschlagen und dann fortgeschafft wurde.“ Gale schob sich an Jesse heran und ließ eine Hand über dessen Rücken gleiten. „Ihr Problem ist, dass er vermutlich zur LGBT-Gemeinde gehörte und die nicht mit der Polizei reden will, zumal es wohl auch um Drogen und illegale Pornofilme geht.“
„Wer hätte das gedacht?“, lästerte Jesse. „In diesem anständigen Ort gibt es Geheimnisse um Drogen und Sex und dazu eine störrische LGBT-Community.“
„Tja, wenn man moralische Ansprüche hat ...“ Gale legte den Kopf in Jesses Schoß und spielte mit dem Knoten, der das Handtuch zusammenhielt. „Würden alle einfach offen tun, was sie wollen, käme es nicht zu unerwünschten Enthüllungen, sobald jemand mal genauer nachhakt.“
„Du sollst in dem Fall aber nicht ermitteln oder so was?“ Jesse klang, als wäre ihm das nicht recht. Seit der Sache mit Everett war er noch mehr auf der Hut als sonst.
„Nein, nur mit den komischen LGBT-Leuten reden.“ Gale lächelte ironisch. „Kommst du mit?“ Er löste den Knoten des Handtuchs und liebkoste die weiche Haut von Jesses Lenden.