Let's Talk About ... XY-Frauen

Veröffentlicht am 13. Mai 2024 um 10:38

Shannon ist eine sogenannte XY-Frau.

Er entscheidet sich irgendwann für „er“ als Pronomen, Testosteron, um männlicher auszusehen, und einen Penoidaufbau, sieht sich ansonsten aber als Mischwesen und benutzt den Eintrag „divers“.

Es ist immer mal wieder Thema zwischen ihm und Ashton, aber es ist nicht DAS Thema des Buchs. Eher läuft es so nebenbei mit.

 

Bei XY-Frauen handelt es sich um Interpersonen mit männlichem Chromosomensatz und weiblichen Merkmalen, sodass diese Personen bei der Geburt meistens dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden und als Mädchen aufgezogen werden. Bis irgendwann herauskommt, dass die „Innenausstattung“ in der Regel unvollständig ist – sowohl in die eine als auch die andere Richtung. In der heutigen Zeit kann auch der Chromosomensatz festgestellt werden, und diese Personen erweisen sich dann als genetisch maskulin.

Als Ashton dazu recherchiert, wird leider wieder deutlich, wie sehr Interpersonen noch immer als „medizinische Sonderfälle“ betrachtet werden, die einer Diagnose und vor allem einer Behandlung bedürfen.

Wenn ihr dazu googelt, solltet ihr das im Hinterkopf haben. Ihr lest da nicht über Menschen, sondern über „Symptome“, „Syndrome“ und die Meinung von Medizinern. Welche Ausprägung inter aber auch immer hat – es sind Menschen, die einfach nur nicht in das binäre Weltbild passen.

 

Ich habe diesen Beitrag lange vor dem ESC vorbereitet, ergänze ihn nun aber um ein paar Worte.

Nicht binär bedeutet, dass eine Person nicht eindeutig männlich oder weiblich ist ODER sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zuordnet, ganz gleich, was ihre biologische Ausstattung sagen mag. Die erste Definition betrifft Inter- und Transpersonen, weil eine „biologische Inkongruenz“ vorliegt (ja, liebe voll transitionierte Transpersonen, auch bei euch, oder könnt ihr euren Chromosomensatz austauschen?), bei der zweiten muss weder das eine noch das andere vorliegen.

Das Problem ist aber nicht, wer sich wie definiert oder welche „Inkongruenzen“ vorliegen, sondern die strikte Binarität unserer Gesellschaft. Das ist gerade am Wochenende wieder sehr deutlich geworden.

In früheren Zeiten mag man nicht sehr nett mit Mischwesen umgegangen sein, aber es gab eine dritte Gruppe. Es gibt Dokumente, in denen „Männer, Frauen und Hermaphrodite / Zwitter“ angesprochen wurden. Das mag keine schöne Bezeichnung gewesen sein, aber es wurde anerkannt, dass es etwas Drittes gibt.

Das haben wir heute nicht mehr, und jemand wie Nemo wird nicht in „Drittes“ einsortiert, sondern in „ist irgendwie bekloppt, weil derdiedas sich irgendwas einbildet“. Samt „muss das unbedingt betont werden?“

Die „woke Bewegung“ hat sehr ungeschickt versucht, dieses „Dritte“ in Form von Gendersternen und anstrengenden Pronomen wieder ins Gespräch zu bringen. Danke für nichts, denn es löst unser Problem nicht. Ganz im Gegenteil, wie man immer wieder sieht.

 

Macht euch bitte bewusst, dass niemand einfach so auf die Idee kommt, „divers“ zu sein. Es ist schrecklich anstrengend, weil man ständig Anfeindungen und Diskussionen ausgesetzt ist. Selbst dahin geworfene Bemerkungen wie eben „muss der unbedingt betonen, dass er anders ist?“ nerven unheimlich.

Man sucht sich das also nicht aus, und man geht damit auch nicht in die Öffentlichkeit, weil man sich wichtig oder interessant machen will.

In der Regel sind es lange Prozesse, die vom ersten Bemerken, dass „etwas nicht stimmt“, bis zu einer offenen Äußeren reichen. Sofern solche Personen es überhaupt jemals offen äußern, eben, weil es so anstrengend ist.

 

Nach Belleflower mit Shannon wieder eine Interperson gewählt zu haben, war eine bewusste Entscheidung, um das Thema mehr in die Öffentlichkeit zu rücken.

Und ich denke, es ist auch gut, dass es nur am Rande eine Rolle spielt, weil wir „komischen Leute“ am Ende einfach nur Menschen sind.

 

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Das TB ist geplant und wird ebenfalls am 22.05. erscheinen.

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