Hintergrund: Sodomie-Paragraf

Veröffentlicht am 8. September 2022 um 09:37

Eines der politischen Themen in „Jahre des Sturms“ ist der Sodomie-Paragraf, der vor allem in den ersten Bände eine große Rolle spielt. Es war in der Original-Serie das erste Thema, daraus ist „Sturm über Sodom“ entstanden.

Als Transgender weiß ich, wie es ist, etwas zu sein, was es nach Meinung der Gesellschaft entweder nicht gibt, verrückt oder pervers ist. In meinem Kopf bin ich ein gewöhnlicher schwuler Mann, aber auch in dieser Form bin ich oft angeblich „verrückt“, „pervers“ oder nicht existent – je nach dem, wen man fragt, oder wo ich mich aufhalte.

Ich bin alt genug, um mich an Paragraf 175 zu erinnern. Allerdings hatte Deutschland einen etwas anderen Umgang damit als die USA mit ihren Sodomie-Paragrafen, die in jedem Bundesstaat etwas anders waren. In den meisten Fällen bezogen sich diese Paragrafen auf alle Menschen, egal, welcher sexuellen Orientierung, und schrieben ihnen sozusagen vor, wie sie Sex zu haben hatten. Was teilweise sogar „kontrolliert“ wurde. Jedoch wurde der Paragraf vor allem dazu genutzt, um homosexuellen Personen Probleme zu bereiten.

1986 in South Carolina schwul zu sein, war keine gute Idee. Dennoch wird das Thema in „Cunning Hill“ nur unterschwellig behandelt, denn Gale weiß zu dieser Zeit nicht sonderlich viel darüber. Er ist nicht Teil einer Szene, kennt kaum andere Schwule und hat keinen Überblick darüber, was tatsächlich vor sich geht. Es erschien mir daher wenig authentisch, würde er sich damit ausführlich beschäftigen. Er lebt halt im Wald und nicht in Charleston. Er weiß, dass er nicht er selbst sein darf und alles nur im Verborgenen tun kann. Ansonsten hat er Mühe, an Informationen zu kommen, und stochert oft im Nebel.

Ein bisschen war das in den 1980ern auch in Deutschland so. Wenn man auf dem Land lebte, gab es nicht so viele Quellen und nicht viele Menschen, an die man sich wenden konnte. Entsprechend habe ich mich ein wenig daran orientiert.

Der Gedanke, man müsse Kinder „davor“ schützen, der wieder vermehrt aufkommt, ist grundlegend falsch. Wenn ich mich an meine Kindheit und Jugend erinnere, haben sich nur diejenige für LGBTIQ* interessiert, die gespürt haben, dass mit ihnen „etwas nicht stimmt“. Ihnen zu verwehren, herauszufinden, was sie sind, ist das Schlimmste, was man Menschen antun kann. Man kann sich mit nichts „infizieren“, man ist von Anfang an das, was man ist. Und je besser man sich informieren kann, desto weniger „verwirrt“ ist man.

 

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